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4. Die UmsetzungZielvorgabe und Rahmenbedingungen fanden ihre Synthese in dem liturgischen Projekt der "Zeit für Nachtschwärmer" der Katholischen Citykirche Wuppertal. Der ehemalige Kantor der Wuppertaler St. Laurentius-Kirche, Karsten Storck (jetzt Domkantor in Mainz) und Pastoralreferent Dr. Werner Kleine entwickelten mit der "Zeit für Nachtschwärmer" eine liturgische Form, die sich dezidiert als Liturgie im Vorübergehen versteht, aber doch Liturgie im Vollsinn des Wortes ist: d.h. Dramaturgie, musikalische Gestaltung, Gestaltung, Wahrnehmung und Nutzung des Kirchenraumes sowie der grundlegende Verkündigungs- und Feiercharakter werden gewahrt. Die "Zeit für Nachtschwärmer" richtet sich insbesondere an die Besucher der Szeneclubs und -kneipen im Luisenviertel. Man zieht von Club zu Club und trifft sich. Die "Zeit für Nachtschwärmer" bietet die Gelegenheit für eine Zäsur. Auf dem Weg zwischen Clubs und Kneipen lädt sie in die Laurentiuskirche ein. Zu diesem Zweck wird die Hauptportalseite der Kirche geöffnet. Die Kirche selbst ist nur durch Kerzenlicht erleuchtet. Das so gestaltete Bild ist weit auf dem vor der Kirche liegenden Platz sichtbar und macht neugierig. Die "Zeit für Nachtschwärmer" findet immer am ersten Donnerstag im Monat abends um 22.00 Uhr statt. Zu diesem Zeitpunkt beginnt im Luisenviertel gewissermaßen das Wochenende. Auch die dramaturgische und musikalische Gestaltung der "Zeit für Nachtschwärmer" ist durch das soziale Umfeld geprägt. Charakteristisch für die "Zeit für Nachtschwä rmer" ist die grundsätzlich improvisierte Musik, die durch den Kantor der Laurentiuskirche verantwortet wird. Improvisierte Orgelmusik, Percussionelemente, Jazztrompete, Experimente mit Tonband und Synthesizer geben der "Zeit für Nachtschwärmer" ein besonderes Gepräge. Gleichzeitig bewirkt das offene Hauptportal, dass die für einen Kirchenraum unerwartete Improvisationsmusik Passanten neugierig macht und anlockt. Das visuelle Moment des zu ungewohnter Zeit offenen und von Kerzenlicht erleuchteten Kirchenraumes sowie die besondere Musik unterstützen sich gegenseitig. Die "Zeit für Nachtschwärmer" steht immer unter einem besonderen Thema, das sich (kirchen-)jahreszeitlich oder durch aktuelle Ereignisse bedingt ergibt. Im Zentrum der Liturgie steht dabei immer die Begegnung mit dem Wort Gottes. Gleichzeitig wird die biblische Botschaft mit literarischen Texten konfrontiert. Moderne Antworten und biblische Überlieferung treten in eine gegenseitige Interpretation. Auf eine homiletische Ansprache wird konsequent verzichtet. Die Teilnehmer sollen vielmehr selbst zur einer Auseinandersetzung mit der Thematik herausgefordert werden. Grundprinzip der "Zeit für Nachtschwärmer" bleibt bei alldem das Paradigma, eine "Liturgie im Vorübergehen" zu sein. Der Wechsel zwischen Texten und Musik bildet zwar einen inhaltlichen und dramaturgischen Spannungsbogen. Er ist aber gleichzeitig so angelegt, dass er gerade während der Improvisationsphasen ein Hineinkommen bzw. Herausgehen ermöglicht.. ![]() |